Peter Tunner

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Biografie

1809 Deutschfeistritz – 1897 Leoben

Peter Tunner wurde am 10. Mai 1809 als lediges Kind der Dienstmagd Maria Stubenrauchin und des Hammergewerken Peter Tunner (1. 7. 1786 Köflach – 18. 12. 1844 Leoben) in Deutschfeistritz, Markt Nr. 59, geboren.1 Nach dem Besuch der Unterrealschule in Graz arbeitete er ab 1824 bei seinem Vater, der als Berg- und Hüttenverweser des Eisenwerkes Turrach tätig war, und in anderen Werken des Fürsten Schwarzenberg. Zudem war er für die Lavanttaler Gewerken Gebrüder Rosthorn in Frantschach erfolgreich tätig, wofür ihm diese ab 1828 ein Studium am k.k. polytechnischen Institut in Wien ermöglichten.

Professur für Berg- und Hüttenbaukunde

Erzherzog Johann wurde auf den jungen Verweser des Fürst Schwarzenbergschen Hammerwerks in Katsch (seit 1832) aufmerksam und gewann ihn 1835 für die geplante montanistische Fachschule in Graz. Peter Tunner wurde von den steiermärkischen Ständen die Professur der Berg- und Hüttenbaukunde übertragen und sie bewilligten ihm zur Weiterbildung mehrjährige Studienreisen nach Deutschland, Schweden, England, Belgien, Frankreich und Italien. Während seiner Abwesenheit wurde der Beschluss gefasst, die Fachschule nach Vordernberg zu verlegen und am 4. November 1840 eröffnete Tunner im neu errichteten Gebäude der Lehranstalt seine Vorlesungen über Bergbau und Hüttenkunde.

Weltweit angesehener Montanist

Acht Jahre später wurde die bisher steirisch-ständische Lehranstalt vom Staat übernommen, Peter Tunner zu ihrem Direktor ernannt und 1849 als „k.k. Montan-Lehranstalt“ nach Leoben verlegt. An dieser, 1861 zur Bergakademie erweitert, war er bis zu seiner Pensionierung im Sommer 1874 als Direktor tätig. Dabei beschränkte er sich nicht auf die Lehrtätigkeit, sondern nahm auch regen Anteil an der praktischen Durchführung sämtlicher Neuerungen im Montanwesen und insbesondere im Bereich der Eisen- und Stahlindustrie. So führte er als Erster in der österreichisch-ungarischen Monarchie zunächst das Bessemer-Verfahren (1863 in Turrach) und später das Siemens-Martin-Verfahren (1868 in Kapfenberg) zur Herstellung von Stahl ein. Durch seine publizistische Tätigkeit und Vortragsreisen, die ihn vom Ural (1870) bis in die USA (1876) führten, galt er weltweit als angesehener Montanist.

Zudem hatte Peter, ab 1864 Ritter von Tunner, von 1865 bis 1879 die Oberleitung der von Johann Hippmann initiierten „Häuerschule“, später Berg- und Hüttenschule, in Leoben inne und betätigte sich 1867–1871 politisch als Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag, danach bis 1874 als Abgeordneter zum Reichsrat.

Lebensabend von Todesfällen überschattet

Tunners Lebensabend war von familiären Todesfällen überschattet: 1875 verstarb mit 27 Jahren seine jüngste Tochter Maria, 1881 seine Gattin Marie und 1892 die zweite Tochter Paula, an der er besonders hing. Ihr Tod hatte bei ihm einen Schlaganfall zur Folge und von schwerer Krankheit gezeichnet, verstarb er am 8. Juni 1897 in seinem Haus in Leoben, Mühltal 64, heute Gösser Straße 5. Tunner hatte sich am 3. Februar 1838 in Wien mit Marie, geborene Zahlbruckner, verehelicht und dieser Ehe entstammten die drei Söhne Ludwig, Karl und Franz sowie die drei Töchter Karoline, Paula und Maria 2.

Seine Gattin und die Tochter Maria wurden im Friedhof der Kirche Maria Waasen beerdigt, in der Peter Tunner 1885 anlässlich der Renovierung ein Glasfenster stiftete. In portraithafter Darstellung kniet er dabei in der Tracht der Bergleute, dekoriert mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens und dem schwedischen Wasa-Orden, unter dem Schutz seines Namenspatrons, des Apostels Petrus, zur Linken der Madonna.3

Straße und Denkmal für Peter Tunner

Nur zehn Tage nach seinem Tod benannte der Gemeindeausschuss der Stadt Leoben die Bahnhofsstraße am Josefee nach ihrem Ehrenbürger als „Peter Tunner-Straße“.4 Am 20. November 1904 wurde das Denkmal für Peter Tunner, nach dem Entwurf von Karl Hackstock und finanziert durch Spenden, in der Parkanlage nördlich des Akademiegebäudes, feierlich enthüllt.

Auch auf seinem Grabmal am Zentralfriedhof werden seine Verdienste nochmals angeführt: „k.k. Ministerialrat, jubilierter erster Professor und Direktor der k.k. Bergakademie und der steiermärkischen, ständischen Berg- und Hüttenschule in Leoben, Comthur und Ritter von zehn in- und ausländischen Orden, Besitzer der goldenen Bessemer-Medaille pro 1878 Ehrenbürger der Bergstätten Leoben, Vordernberg, Eisenerz, Bleiberg, Hüttenberg und Raibl, Ehrenmitglied vieler in- und ausländischer, wissenschaftlicher und gemeinnützlicher Vereine, Begründer der Cementstahl- Puddlingsstahl- und der Bessemerstahl-Industrie in Oesterreich. […] Soweit seine Kräfte reichten, arbeitete und studierte er zum Besten der vaterländischen Eisenindustrie, lebte für sich und seine Familie einfach und sparsam, für andere wohlwollend und wohltätig. […] Gewidmet von seinen Söhnen.“

Literatur:
1Zur Biografie vgl. u.a. Vorträge des Peter-Tunner-Gedenksymposium, Leoben 9. Juni 2009. In: Res Montanarum 47/2012. Hans Jörg KÖSTLER, „Dem grossen Meister und Lehrer“. Leoben 2008. Helmut LACKNER, Peter Tunner 1809–1897. Ein Leben für das innerösterreichische Eisenwesen. In: Der Leobener Strauß 8, Leoben 1980, S. 245–296.
2Zur Familie vgl. Alfred JOHAM, Peter Tunner – Unbekanntes über seine Familie. In: Blätter für Heimatkunde 91/1-2 (2017), 21–43.
3Vgl. Susanne BÖCHZELT, Das Peter-Tunner-Fenster in der Leobener Waasenkirche. Alt-Leoben, Folge 27, Beilage zu Stadt Leoben. Amtliche Nachrichten und Informationen, Leoben 1991.
4Vgl. Ratsprotokoll 18.6.1897, S 2–4. MCL.

Abbildungen:
Alfred Joham
Steierm. Landesarchiv, Porträtsammlung Allgemein

Straße auf der Karte

Peter Tunner-Straße in der Innenstadt

Die Peter Tunner-Straße befindet sich in der Innenstadt von Leoben, im Josefee. Die Straßenbenennung erfolgte im Jahr 1897, dem Sterbejahr von Peter Tunner.

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